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Pressestimmen

Dezember 2014

„Deutscher Jihad für Darfur: Der Sudan im Ersten Weltkrieg“, von Roman Deckert, Inamo 79, Herbst 2014, ist in arabischer Übersetzung in „Al-Sudani“, Khartoum, erschienen. (pdf)

9. Mai 2011

Junge Welt, 09.05.2011 / Politisches Buch / Seite 15 [Quelle]

Neu erschienen: Krieg in Libyen

Das Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten, kurz: inamo, gibt nach seinem Special »Game over« in kurzer Folge ein zweites Heft mit Schwerpunkt zu den Umwälzungen in den Golfstaaten und im Norden Afrikas heraus. Mamdouh Habashi zeigt auf, »wie gefährdet (…) die Revolution in Ägypten ist«. Täglich gebe es »Zwischenfälle, die zeigen, wie stark die alten Kräfte an ihrer Macht festhalten und planmäßig die Erneuerung des Landes sabotieren wollen. (…) Bis heute werden – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – Revolutionäre verhaftet, eingesperrt, mißhandelt, vor Militärgericht gestellt.«

Hauptaugenmerk des neuen inamo-Heftes sind die »Kriegserwägungen« in bzw. gegen Libyen. Diana Johnstohn geht der Frage nach, warum der Westen dort Krieg führt (Ziel: »Regimewechsel«; falsche Vorwände: »Der Schutz von Zivilisten« und »Die Araber verlangen nach dem Krieg«). Gilbert Achar plädiert nachdrücklich für die Bewaffnung der Opposition und verteidigt die NATO-Intervention, die im letzten Moment ein Massaker in Bengasi verhindert habe. Djamel Labidi wiederum sieht in der »Operation Morgendämmerung« ein »Trojanisches Pferd« des Westens. An die Aufständischen richtet er die Feststellung: Man kann eine demokratische Revolution nicht verteidigen, indem man fremden Truppen die Ziele weist, die sie im eigenen Land zerstören sollen. Jörg Tiedjen erinnert an den antikolonialen Befreiungskampf des nordafrikanischen Landes, insbesondere an Omar Mukhtar, der im September 1931 von der italienischen Kolonialmacht in einem Schauprozeß vor einem Militärgericht als Aufrührer verurteilt und zur Abschreckung vor den Augen von Tausenden gefangenen Libyern erhängt wurde. 1951 erkämpfte sich Libyen die Unabhängigkeit. 2008 wurden ihm als einem der wenigen Länder der sogenannten Dritten Welt von Italien Entschädigungen für das durch den Kolonialismus verübte Leid zugesagt. »Der libysche Staatschef Ghaddafi trug dabei ein Bild von Omar Mukhtar, in Ketten gelegt vor Soldaten und Schaulustigen, die seiner Hinrichtung als einem Spektakel beiwohnen.« (rg)

November 2009

Martina Sabra in E +Z (Entwicklung und Zusammenarbeit)/ D + C (Development and Cooperation) 11/2009, Internationale Zeitschrift, Seite 421.

Weite Interpretationsspielräume
…Das Buch von Rohe (Mathias Rohe: Das islamische Recht. Geschichte und Gegenwart, 2009 Berlin) ist voll spannender Informationen, aber keine Lektüre für den Nachttisch, sondern eher ein Nachschlagewerk. Wer dagegen einen lockeren, aber dennoch anspruchsvollen Einstieg ins Thema sucht, sollte sich das INAMO-Heft NR. 57/2009 besorgen, das sich schwerpunktmäßig mit aktuellen Diskussionen über Geschichte und Gegenwart der Scharia befasst. Das Heft enthält Beiträge über die Grundlagen islamischen Rechts sowie zum islamischen Familien- und Personenstandsrecht in Afghanistan und Ägypten…

März 2008

NZZ Online
Neue Sittenwächter im Kampf gegen ein altes «Laster»
von Beat Stauffer

Marokko gilt in der arabischen Welt nach wie vor als relativ tolerantes Land, was die Duldung von Homosexualität anbetrifft. Doch diese Liberalität hatte schon immer enge Grenzen, und die homophobe Stimmung im Land scheint zuzunehmen. (…)

Nicht ohne Grund pilgerten zahlreiche europäische Schwule im 19. und 20. Jahrhundert in den Maghreb, wo sie eine Art «Gay Paradise» zu finden glaubten. Bis weit in die sechziger Jahre, so schreibt der niederländische Soziologe Michiel Leezenberg in einer kürzlich erschienenen Nummer der Zeitschrift «Inamo», habe in Marokko eine «weitgehende Toleranz gegenüber öffentlichen homosexuellen Kontakten» dominiert. Die Situation hat sich allerdings in den letzten Jahren spürbar verändert, und Kenner der Verhältnisse berichten von einem zunehmend homophoben Klima. Dennoch gilt Marokko innerhalb der arabischen Welt in dieser Hinsicht immer noch als relativ liberal.

Inamo Nr. 52/2007. Sexualitäten. Bestellungen per Mail

Appel pour la défense des libertés individuelles

Nov. 2007

fm5.at: Plattform für Kunst und Jugendliteratur
www.fm5.at
Interesse Morgenland
von Johannes Rausch

Im Umgang mit der Türkei können oft vereinfachte Darstellungen in den Medien festgestellt werden. Wie steht es aber um das Hintergrundwissen? Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift „INAMO“ bietet fundierte Berichte aus dem Nahen Osten an.

Max, Jahrgang 1960, ist sich voll bewusst: „Die Türkn‘, diese scheiss G ‚frasta soin‘ east goa ned in die EU, sondan zeast amoi schaun‘, dass iare Tiachl-Weiba mea Rechte kriagn’… !“ Auch Tobias (20) sticht mit gepflogenem Deutsch hervor: „Jo, die Mohammedana mog I a ned, mid iam Koran und so, und deitsch ko jo a koana. Die soin‘ si eifach z ‚ruck in ia Tiaknlond schleichn‘! Und bessa heid ois moagn‘!“

Klar, Zeitgenossen dieser Art haben eine Aufklärung definitiv nicht mehr Not: Sie wissen bestens über die Türkei und ihre Geschichte Bescheid, Tobias feierte sogar den Erhalt seines Maturazeugnisses an der türkischen Riviera – was ihn natürlich nicht von Vorurteilen schützt. Vorurteile, die gewiss jeder ein bisschen hegt und pflegt. Und auch wenn es nicht bei jedem offensichtlichen Türkei-Experten zu verbalen Ausbrüchen kommt, vegetieren eine Handvoll Klischees über jenes Land, das unbedingt der Europäischen Union beitreten will, dahin. Um es auszusprechen: Vorurteile, also vorgefertigte und allzu schnell verbreitete stereotype Plattitüden, kommen nicht von irgendwo. Seit Beginn der Menschheit versuchen Menschengruppen, sich mit bewussten Klischees gegenseitig zu manipulieren, so gut wie immer auf Kosten der kleineren Gruppen, der Minderheiten. So viel sollte also bekannt sein: Vorurteile gab es immer schon.

Brückenbau
Um jedoch wieder am aktuellen politischen Geschehen anzudocken: Gerade die hitzig geführten Diskussionen am heimischen Stammtisch über das Thema EU-Beitritt der Türkei demonstrieren sehr deutlich, was – wie überall sonst – das eigentliche Hauptproblem ist: Massiver Bildungsmangel und wenig Interesse an der Auslöschung von schlichtweg primitiven Vorurteilen. Dieser Sachverhalt soll keineswegs überraschen, schließlich sagt das Volk, dem man auf das Maul schaut, stets mehr als es überhaupt weiß. Doch wie so oft könnte ein Gespräch sinnvoll(er) ablaufen, wenn das entsprechende (Vor-)Wissen (Basic Facts) bereits vorhanden wäre. Dass es der vierteljährlich erscheinenden Berliner Zeitschrift INAMO (Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten) gelingen wird, sämtliche massenhaft existierenden Vorurteile über die Türkei abzuschaffen, ist angesichts der O-Töne heimischer Bildungsbürger stark zu bezweifeln. Zu einfach, zu schön, um wahr zu sein, wäre das! INAMO liefert fundierte, ausgewogene und exzellent recherchierte Berichterstattung über jene Länder, die gemeinhin als Morgenland tituliert werden. Und schafft damit Wundervolles sowie absolut Notwendiges in einer Zeit, in der ein kritischer Medienkonsument vor billigem Hype-Journalismus verzweifeln könnte: Einen tatsächlichen Brückenbau – zumindest im Geist. Denn ein gewichtiges Ziel für die Betreiber dieser Postille rund um den verantwortlichen Redakteur Norbert Mattes ist explizit Aufklärung. In diesem Heft regieren Fakten statt Unwahrheiten, Abwiegen beider Parteien eines Konflikts und ein an anderer Stelle oft vermisster Blick über den Tellerrand.

Befund Türkei
Das Heft für Berichte und Analysen zu Politik und Gesellschaft des Nahen und Mittleren Osten – herausgegeben vom Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten e.V. – berichtet in ihrer neuen Ausgabe Nummer 51 größtenteils über die Türkei: Die Historikerin und Politikwissenschaftlerin Ay_e Hür verfasste zum Beispiel einen hervorragend sachlichen und kritischen Artikel über den türkischen Nationalismus (Die Geschichte des türkischen Nationalismus), in dem sie richtig anmerkt: „Der türkische Nationalismus gründet, wie alle Nationalismen, auf der Ablehnung der Anderen. Diese Anderen sind auch jene, die zuließen, dass die äußeren Feinde dem Reich zum Verderben werden konnten: die inneren Feinde, die Minderheiten, also.“ Interessant vor allem deswegen, weil es eben auch einen türkischen Nationalismus gibt, der allzu gerne unter den Tisch gekehrt wird. Michael Leezenberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Programms Islam in the modern World an der Universität Amsterdam und Fellow am ISIM in Leiden, setzt sich hingegen mit einem dieser Tage wieder aufkeimendem, hochexplosiven Thema auseinander: Der Konflikt zwischen Kurden und Türken. In seinem Text (Die Türkei und die irakischen Kurden – Eskalationslogik vs. Stabilisierungsprozess) merkt er zum Schluss mit zurückhaltendem Optimismus an: „Der Wahlsieg der AKP könnte Hoffnung geben, dass in Zukunft die Beziehungen zwischen der Türkei und Iraks Kurden weniger von Militär, Geheimdiensten und religiösen Ideologien geprägt werden als von zivilen Politikern, diplomatischer Vernunft und Pragmatismus.“

Außerdem, um einen Blick in die nahe Zukunft zu werfen, enthält die aktuelle Herbst-Ausgabe einen gelungenen Überblick über die zeitgenössische türkische Literatur: Der von Autor Tevfik Turan (Universität Hamburg) verfasste Artikel – basierend auf einer Recherche im Auftrag des Hauses der Kulturen der Welt – Tendenzen in der zeitgenössischen türkischen Literatur untersucht aktuelle Trends der türkischen Literaturgeschichte, deren derzeitige Epoche als Literatur unter dem Einfluss des Westens bezeichnet wird. Anlass: Im Jahr 2008 wird die Türkei Gastland der renommierten Frankfurter Buchmesse sein, was sicherlich für einigen Brennstoff, vor allem im Umgang mit kritischer Literatur (Stichwort Orhan Pamuk), sorgen wird.

Doch diese Ausgabe beschäftigt sich nicht nur mit der Türkei, sondern ebenfalls mit anderen spannenden Themen wie die Intrige Israels gegen das Knesset-Mitglied, den arabisch-israelischen Politiker Azmi Bishara, die Geschichte über syrische Juden und ein Kommentar über Israels boomende Wirtschaft. Im hinteren Teil von INAMO sind – wie in jeder Heft-Ausgabe – noch Buchrezensionen zu finden – allesamt Bücher, die sehr gute Einsichten in dieses für den Europäer eher unbekannte Terrain bieten. Alles in allem lässt sich feststellen, dass INAMO ein wertvoller Beitrag über einen sehr heiklen Bereich (Verhältnis Abend- zu Morgenland) ist. Wer in sehr spezifische und ausgesuchte Themenkomplexe tiefer eindringen will, als es von diversen Massenmedien angeboten wird, hat mit dieser Publikation den richtigen Lesestoff. Angemerkt: Um geradezu lächerliche 5, 50 Euro. Eine Zigarettenpackung kostet bereits fast mehr. Doch eine Frage bleibt noch im Raum stehen: Wie lässt sich jetzt endlich der Untergang des Abendlandes verhindern…?

4. Januar 2005

Transskipt: NDR KULTUR – JOURNAL

Die Stimmen der Opposition versammeln.
10 Jahre „Inamo“: Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten

Ein Beitrag von Sigrid Brinkmann

Autorin: Syrien bildet den Schwerpunkt des aktuellen Heftes: der Einbruch des Winters auf den so genannten Damaszener Frühling. Nachdem Hafiz al-Asads Sohn Bashar die Erbfolge als Staatspräsident antrat und Pluralismus versprach, formierten sich Anfang 2000 Menschenrechtskomitees und Zirkel, die eine zivilgesellschaftliche Erneuerung diskutierten. Es verging kein Jahr, bis gegen alle Dissidenten, die die „Erklärung der 1000“ unterschrieben hatten, vorgegangen wurde. Syrische Historiker und Journalisten – zum Teil lange Jahre inhaftiert– zeichnen das Bild einer keinesfalls homogenen syrischen Opposition; sie beschreiben die gefährliche Gratwanderung des Präsidenten, der eine Annäherung an die Muslimbruderschaften sucht, deren Aufstand sein Vater 1982 brutal niederschlagen ließ. Eine Kurzgeschichte des mit 38 Jahren im französischen Exil gestorbenen Syrers Jamil Hatmal und ein berührendes Porträt des Erzählers runden den Schwerpunkt-Teil ab. Flankiert wird er – neben Berichten über Afghanistan, den Irak und Algerien – von einem Diskurs des israelischen Historikers Amnon Raz-Krakotzkin, der für das Konzept des Binationalismus wirbt. Er sieht darin eine Chance, die kollektive Identität der Israelis zu dekolonialisieren. Raz-Krakotzkin ist einer von rund 150 Autoren, die das Netzwerk von INAMO bilden. Norbert Mattes, Islamwissenschaftler und seit zehn Jahren verantwortlicher Redakteur, über den an der Ben Gurion-Universität in Beer Sheva lehrenden Geschichtswissenschaftler:

Norbert Mattes: Er hat mal (…) eine Broschüre herausgegeben für seine Studenten (…) wo er auf der linken Seite der Broschüre die Prüfungsfragen für Geschichte hatte, wie sie beantwortet werden müssen, um durch die Prüfung zu kommen, und auf der rechten Seite war dann die Realität, was wirklich ´48 oder später geschah. Und soviel ich mich erinnere war die Broschüre nur zwei Wochen auf dem Markt, dann ist sie vom Kulturministerium in Israel zurückgezogen worden.

Autorin: Die israelischen Autoren, die für INAMO schreiben, legen die Finger gezielt auf Wunden. So nennt der Lyriker und Romancier Yitzhak Laor die Namen der Generäle und Geheimdienstler, die nach Ausbruch der Zweiten Intifada im Herbst 2000 akzeptierten, binnen eines Monates 1,3 Millionen Patronen in den besetzten Gebieten abzufeuern: „eine Kugel für jedes palästinensische Kind“. Und er attackiert das feige Schweigen israelischer Autoren angesichts dieser erdrückenden Realität; darunter so namhafte Schriftsteller wie Amos Oz und Abraham B. Jehoschua, die in Europa Friedenspreise für ihre Literatur entgegennehmen, in den israelischen Medien aber die Armee zu Härte ermutigen. Den Blick auf diese in der westlichen Presse nicht wahrgenommene Doppelzüngigkeit zu richten, ist ein Verdienst von INAMO. MEMRI nennt sich ein privat finanziertes Unternehmen, das in Berlin, London und Washington arbeitet und die gesamte arabische Presse auswertet, bislang jedoch vornehmlich auf ihren antisemitischen Inhalt hin. Norbert Mattes liest die Internet-Publikationen von MEMRI und sagt, es sei kein Konkurrenzunternehmen.

Norbert Mattes: Unsere Autoren, die sind natürlich erstens in dem Diskurs drin, zweitens kennen sie die Entwicklung vom Holocaust bis zur neuen Geschichte, und greifen auch bei diesen Sachen ein. Auch was Islam betrifft, hatten wir schon lange Zeit, er ist immer noch nicht bekannt (…) Mohammed Chachrouah, einer der syrischen Islam-Reformer, und diese Kräfte versuchen wir natürlich als wichtiges Element in diesen Gesellschaften immer wieder zu porträtieren und Interviews mit ihnen zu machen, um diesen modernistischen Diskurs aufzuzeigen.

Autorin: Stimmen außerhalb des kulturellen und politischen Mainstreams im Nahen und Mittleren Osten Gehör zu verschaffen, ist das ausgesprochene Ziel von INAMO. Das Projekt lebt von der ehrenamtlichen Arbeit. Für jede neue Ausgabe werden Sponsoren geworben. Das nächste Heft wird einen Lagebericht über die Verhältnisse in Tunesien geben. Aus zwingenden Gründen:

Norbert Mattes: Da ist Syrien liberal dagegen. Das wird natürlich vertuscht, weil jeder gern Geschäfte macht mit Tunesien. (… ) Das ist offen, da geht alles. Das ist wirklich eins der schlimmsten Länder heute.

7. Oktober 2004

WOZ, Die Wochenzeitung Nr. 41
Die Nahostzeitschrift Inamo

Die arabische Literatur als Gast an der Frankfurter Buchmesse – damit verbinden viele die Hoffnung, daß im deutschen Sprachraum vermehrt arabische AutorInnen veröffentlicht werden. Tatsächlich bringen etliche Verlage zu dieser Gelegenheit neue Titel auf den Markt. Viele davon verlassen sich dabei aber auf Namen, die schon bekannt sind. Die Entdeckung von bisher unbekannten Talenten soll jedoch nicht frommer Wunschtraum bleiben. Daher hat das Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten – Herausgeber der mehrmals jährlich erscheinenden Zeitschrift INAMO, die sich in Berichten und Analysen meist mit Schwerpunktthemen befaßt – all ihre ÜbersetzerInnen-Kräfte gebündelt und auf diesen Frankfurter Herbst ein Sonderheft mit Kurztexten, Textausschnitten und Gedichten von bei uns größtenteils unbekannten AutorInnen herausgegeben. Sie kommen aus dem gesamten arabischsprachigen Raum, von Marokko bis zum Irak, von Syrien bis Jemen. Alle Texte der insgesamt sechzehn AutorInnen erscheinen zum ersten Mal auf Deutsch.
Zu den jüngsten gehört der dreißigjährige Ägypter Ahmed al-Aidy, der seine Texte im Dialekt seines Landes schreibt – immer noch eine Seltenheit in der arabischen Prosa – und damit besonders nah am Lebensgefühl der jungen Generation bleibt. Die gleichaltrige Palästinenserin Adania Shibli ist in ihrem Land bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet und ins Französische übersetzt worden. Die Vielfalt der Formen und Stile macht das Heft zu einer abwechslungsreichen Entdeckungsfahrt, angereichert mit Biographien, Porträts und einigen Interviews sowie mit Illustrationen von drei arabischen Künstlern. ws

6. Oktober 2004

Der Tagesspiegel
Croissants im Mondlicht

Wofür das leckere Croissant auf dem nachtschwarzen Titelblatt steht – man weiß es nicht so recht. Für den französischen Einfluss auf die arabischsprachige Literatur? Für die ungezählten Kaffeehäuser, in denen die 15 Autorinnen und Autoren ihre Kurzgeschichten, Gedichte und Dramolette verfasst haben? Ansonsten gibt die 39. Ausgabe der Zeitschrift Inamo (Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten) einen schillernden Einblick in die zeitgenössische literarische Produktion zwischen Damaskus, Kairo und Algier. Allgegenwärtig, prägend, fürchterlich: das Leben im Fadenkreuz der politischen Konflikte. Oder um es mit dem Palästinenser Mahmud Darwisch zu sagen: „Friede: das Stöhnen zweier Liebender, die sich / Am Licht des Mondes waschen.“ Inamo 40 erscheint übrigens zur Buchmesse und enthält Aufsätze zur arabischen Literatur.

28. September 2004

Der Standard
Lesen, nicht nur darüber sprechen
von Gudrun Harrer

Beim Schwerpunkt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, der arabischen Literatur, besteht eine gewisse Gefahr: dass die Leute mehr darüber sprechen als dann arabische Schriftsteller auch wirklich lesen. Inamo, die Vierteljahreszeitschrift des „Informationsprojekts Naher und Mittlerer Osten“, hat nun anlässlich der Buchmesse ein Sonderheft herausgegeben, in dem auf knapp hundert Seiten – und um wohlfeile fünf Euro – Texte von sechzehn Autoren und Autorinnen abgedruckt sind, die auch in Einführungen und Kurzbiografien vorgestellt werden.

Selbst gestandene westliche Leser und Leserinnen würden, nach ihrer Kenntnis arabischer Literaten gefragt, wohl hauptsächlich Namen von arabischen Exilanten nennen – außer vielleicht Naguib Mahfouz, den äygptischen Literaturnobelpreisträger. Gerade dieser hatte zu Beginn des Jahres die in die Programmgestaltung eingebundene Arabische Liga davor gewarnt, die Gelegenheit, die die Buchmesse der arabischen Welt bietet, zum Podium für die Regime verkommen zu lassen. Die Mischung der Autoren ist aber jetzt durchaus repräsentativ, viele „bad guys“ – zum Teil mit Verboten in arabischen Ländern belegt – werden in Frankfurt zu finden sein.

Auch die Bandbreite der von Inamo präsentierten Autoren ist so groß, wie sie bei einer solchen Anzahl nur sein kann. Der berühmte Palästinenser Mahmud Darwisch, einer der Doyens der modernen arabischen Lyrik, steht unter anderem neben – und das ist besonders erfreulich – jungen Autoren, etwa dem 1975 geborenen Algerier Adlène Meddi oder der etwa gleichaltrigen Palästinenserin Adania Shibli. Mit der Ausgewogenheit männlich/weiblich klappt es nicht ganz bei der Auswahl, aber das reflektiert leider eine Realität.

18. September 2004

Al-Hayat
Arabische Schriftsteller und Dichter besuchen Deutschland in Frankfur – der Golf ist abwesend.
von Samir Grees

Anläßlich dieses Ereignisses geben Literatur- und Fachzeitschriften Sonderausgaben über arabische Literatur heraus. Unter anderem die Quartalszeitschrift INAMO, eine Fachzeitschrift über den Nahen und Mittleren Osten, die ihr Schwerpunktthema ihrer Herbstausgabe der Zeitgenössischen Arabischen Literatur widmet. Sie enthält Teile aus „Maryams Geschichten“ der Libanesin Alawiyya Subh. Das Sonderheft enthält Artikel über die Dichtung Mahmud Darwischs und Saadi Yussef, über den syrischen Theaterautor Saadallah Wannus und einen Teil aus seinem Stück Rituale der Zeichen und Metamorphosen. Weiter einen Text des Ägypters Edwar al-Kharrat aus seinem letzten Stück Konflikte der Leidenschaften, einen Aussschnitt aus Stein des Lachens der Libanesin Huda Barakat, ein Kapitel aus Die Frauen der Leute aus Ronda des Marokkaners Miloudi Chaghmoum, Kurzgeschichten der jungen palästinensischen Schriftstellerin Adania Shibli, ein Kapitel des jungen ägyptischen Schriftstellers Ahmed al-Aidi aus seinem jüngsten Roman Abbas al-Abd zu sein und eine Kurzgeschichte von Haytham al-Wardany (Ägypten) aus seiner Sammlung Club der unvollendeten Literatur.

9. Juni 2004

Frankfurter Rundschau
Einfache Antworten
von Sonja Hegasy

Die Arabischen Berichte über die Menschliche Entwicklung bilden eine fragwürdige Grundlage für die Greater-Middle-East-Inititative der USA.
Renommierte deutsche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben den AHDR in der Zeitschrift INAMO kritisch betrachtet. So schreibt die Politikwissenschaftlerin Cilja Harders zu Recht, der Bericht könne als politisches Signal für arabische Frauenpolitik nicht hoch genug bewertet werden. Seine analytischen und praxisorientierten Teile seien dabei aber eher mager und genügten den eigenen Ansprüchen nicht. Wer Frauenpolitik als Querschnittsaufgabe fordert, darf sie schließlich in den eigenen Reformempfehlungen nicht vergessen. Die Autorin bilanziert, dass dem Bericht die Formulierung einer Vision fehlt.

28. Juli 2003

Berliner Zeitung
Krieg gegen die Dritte Welt? Die USA als neues Empire? Ein Blick in deutsche Zeitschriften.
von Michael Mayer

Auch INAMO, das Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten, widmet sich dem Irak-Krieg und seinen Folgen. Steffen Hertog stellt darin eine überraschend einfache Frage: „Warum marschiert Amerika erst jetzt im großen Stil auf?“ Die Antwort: Erst der Terror vom 11. September lieferte den „Katalysator für den neuen endgültigen hegemonialen Durchbruch der USA. Der neue, militante Ordnungswille Amerikas ist der große ideologische Spill-Over-Effekt des war against terror. Die Achse des Bösen steht mit dem internationalen Terrorismus kaum in objektiv erkennbarem Zusammenhang, und doch ist es der tief sitzende Schock des 11. September, den die Bush-Administration nutzen will, um Amerikas Mangel an strategischer Orientierung zu überwinden.“

23. April 2003

Süddeutsche Zeitung
Bier in Ägypten, Öl im Irak. „Zenith“ und „Inamo“ – zwei Fachzeitschriften über den Orient
von Stefan Fischer (über Zenith) und Rebecca Hillauer (über Inamo)

Die Zeitschrift Zenith hat derzeit ein Problem, und das ist ihr Erfolg. Einige Dinge sind anders als vor vier Jahren, als Orientalistik-Studenten der Hamburger Universität die vierteljährlich erscheinende Publikation mit dem Untertitel „Zeitschrift für den Orient“ initiiert haben. Sie ist nach wie vor im Grunde eine Studentenzeitung im Status eines Vereinsblattes, das zugeschickt bekommt, wer den Förderbeitrag bezahlt. 3000 Stück werden zum Preis von 3,50Euro pro Ausgabe verkauft. In Hamburg, Köln, Berlin und in Teilen Baden-Württembergs ist Zenith auch an Kiosken zu haben, in München ausschließlich in einer einzigen Fachbuchhandlung.
Eigentlich müsste ein bundesweiter Vertrieb aufgebaut werden, ein Verlag müsste her. Die Gründer hatten von Anbeginn den Ehrgeiz, nachhaltigen Orientjournalismus zu publizieren. „Die populären Medien in Deutschland konzentrieren sich auf Krisenherde und bewaffnete Konflikte“, sagt Klaus Benselmann, zuständig für Marketing und Vertrieb, aber auch als Autor tätig. Zenith will hingegen kontinuierlich aus allen Teilen des Orients berichten; inzwischen hat die Redaktion in der Tat ein Netzwerk befreundeter Journalisten aufgebaut, das vom Senegal bis nach Pakistan reicht. Das alles kostet Geld. Noch kann die Redaktion vom Altruismus ihrer Mitglieder leben.
Zenith sei nicht nur ein Medium, „sondern auch Trainingslager für junge Leute mit Berufsziel Journalismus“, sagt Benselmann. Die Initiatoren der Zeitschrift haben sich seinerzeit also ihren eigenen Praktikumsplatz geschaffen; zu verdienen gibt es für die Mitarbeiter so gut wie nichts. Ein gewisser Standard ist mittlerweile etabliert. Auch wenn nicht alle Texte in dem Heft dem Anspruch des nachhaltigen Qualitätsjournalismus gerecht werden: In der Gesamtheit ist das inhaltliche und stilistische Niveau von Zenith zufrieden stellend. Und die thematische Ausrichtung ist ohnehin sonders gleichen in der deutschsprachigen Zeitschriftenlandschaft. Oder wo kann man schon mal etwas über ägyptische Bierbrauer lesen?

„Durch das Nachrichtenmonopol des amerikanischen Militärs waren die Medien fast gleich geschaltet. Vor jedem zweiten Wort hätte man ‚angeblich‘ setzen müssen“, sagt Norbert Mattes, Islamwissenschaftler und Publizist. Er hatte deshalb die Idee zum „Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten“ – abgekürzt: INAMO – und zum gleichnamigen Magazin. Das war nach dem Golfkrieg von 1991. Im Jahr 1994 gründeten zwei Dutzend Soziologen, Politologen, Islamwissenschaftler und Ethnologen einen gemeinnützigen Verein für ihr Projekt. Im Jahr darauf erschien die erste Nummer des inamo- Magazins. Man weiß ziemlich schnell, auf welcher Seite es steht: „Öl ist nicht alles – aber ohne Öl ist alles nichts“, heißt es auf dem Titel der neuen Ausgabe. Darunter in einem Gruppenbild ohne Dame ein steif lächelnder George W. Bush im Kreis europäischer Staatsmänner. Hinter ihnen geht eine Landkarte des Irak in Flammen auf. „Wir sind angetreten, um ein Bild von dieser Region abseits der Klischees zu vermitteln“, so Mattes, der verantwortliche Redakteur.
Besonderes Augenmerk der politischen Vierteljahresschrift gilt der kritischen Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt, wobei sie sich um eine differenzierte Haltung bemüht. Auch die autoritären arabischen Regime werden kritisch betrachtet. Jede Ausgabe hat ein Schwerpunktthema; Experten aus Wissenschaft und Praxis, Menschenrechtler und Journalisten unterschiedlicher Nationalitäten schreiben hier. Das Konzept hat sich bewährt: Inamo finanziert sich fast nur aus dem Verkaufserlös. Die Auflage ist von 400 auf 2000 Exemplare beim letzten Heft „Israel – Palästina“ gestiegen.
Die Redaktion möchte in aktuelle Debatten eingreifen. In der neuen Ausgabe („Irak, Krieg, 2003“) werden vier detailreiche Reports geboten. Dazu gehört ein Artikel der Politologin Irene Gendzier über das „Projekt für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert“, der den Einfluss neokonservativer „Think Tanks“ nachzeichnet. Der aktuelle Gastkommentar stammt vom Nahostexperten Volker Perthes. Zwei Beiträge präsentieren neue Ansätze in der Koranforschung. Ein Artikel schildert die Ereignisse um die jordanische Beduinenstadt Maan, in der es im November 2002 zu blutigen Zusammenstößen mit dem Militär kam. Bei der Auswahl der Autoren komme es „nicht auf Namen“ an, sondern darauf, dass „jemand ein kritischer Geist in seinem Fachgebiet ist“, sagt Redakteur Mattes: Die Stärke sei, „zu berichten, was in den etablierten Medien nicht steht“.

19. Februar 1998

Das Schweizer Magazin FACTS, Nr. 8, 19. 2. 1998

Fahds langer Arm

Amerika geht gegen Irak vor. Da schließen in den arabischen Ländern Einschaltquoten und Auflagen in die Höhe. Wenn die Massen nur unabhängig informiert würden! Doch 95% der arabischen Print-Produkte, Fernseh- und Radiosender sind mit saudischem Geld finanziert und zeigen die Dinge aus der Sicht der reichen Ölaraber – König Fahds langer Arm reicht in fast jede Redaktion. Die Römer Orbit Television etwa gehört Fahds Neffe Prinz Fahd bin Abdullah. Prinz Salman seinerseits, Thronfolger an sechster Stelle, ist der Eigentümer des Nachrichtenmagazins „al-Majalla“. Und Prinz Khaled bin Sultan, der im letzten Golfkrieg die arabisch-islamischen Truppen befehligte, kontrolliert die einflussreichste Tageszeitung „al-Hayat“. Das dokumentiert die deutsche Vierteljahreszeitschrift „inamo“ in einem Schwerpunkt-Heft „Medien im Nahen und Mittleren Osten“.

19. Februar 1998

Neue Zürcher Zeitung, Donnerstag, den 19. Februar 1998.

Das Elend der Palästinenser im Libanon

Wok. Zu Zeiten des libanesischen Bürgerkriegs waren sie während Jahren in den Schlagzeilen, und heute kümmert sich kein Mensch mehr um sie: die Palästinenser im Libanon. Selbst ihre ehemaligen politischen Führer, von denen einige heute in der palästinensischen Autonomieregierung sitzen, sind vom Streit um die Erfüllung der Oslo-Verträge und persönliche Pfründen allzu absorbiert, um sich des Schicksals ihrer exilierten Landsleute in Libanon anzunehmen. Die Zeit, da die PLO davon geträumt hatte, von ihren Basen im Zedernland aus die Rückeroberung Palästinas einzuleiten, scheint vergessen, obwohl sie nicht einmal eine Generation zurückliegt.

Wenig Hoffnung auf Rückkehr

In einer von Ronald Ofteringer herausgegebenen gut dokumentierten Textsammlung vermittelt eine Reihe von Autoren eine aktuelle, umfassende, wenn auch triste Lagebeschreibung der rund 350 000 offiziell als Flüchtlinge in Libanon registrierten Palästinenser. Da die meisten von ihnen aus Galiläa und den nördlichen Küstenstädten des heutigen Israel stammen, ist ihre Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat wenig realistisch. Eine Erfüllung der UNO-Resolution 194 von 1948, die den Palästinensern ihr Rückkehrrecht garantiert, gilt für Israel als völlig inakzeptabel und ist im Rahmen des sogenannten nahöstlichen Friedensprozesses zum Gegenstand bilateraler Verhandlungen erklärt worden. Als Folge der nach Oslo herrschenden Euphorie sanken die Ausgaben des für die Palästinenser zuständigen UNO-Hilfswerk beträchtlich. Nachdem auch der ehemals reichlich fließende Geldstrom aus der PLO-Zentrale in Tunis versiegt ist, wirkt sich der Mangel an Geldmitteln in den Palästinenserlagern katastrophal aus. Dies um so mehr als den Flüchtlingen  in Libanon beinahe alle Erwerbstätigkeiten verboten sind und die Erlangung der Staatsbürgerschaft des Gastlandes  wie in den meisten andern arabischen Ländern auch – aus politischen Gründen verwehrt wird.

Anders als in Syrien, wo die Palästinenser über eine, wenn auch beschränkte, Rechtssicherheit verfügen, oder in Jordanien, wo vielen die Staatsbürgerschaft gewährt wurde, sind sie heute in Libanon wieder in die Lager verdammt. Wer Wege fand, entschloss sich zur Emigration. Für die Hundertausende, die zum Ausharren verurteilt sind, präsentiert sich die Zukunft düster. Bisher sind alle Versuche zu einer Eingliederung in die libanesische Gesellschaft, so auch ein Siedlungsprojekt des Ministers Walid Jumblat, an innenpolitischem Widerstand gescheitert. Der in der Textsammlung unterbreitete Vorschlag, allen Flüchtlingen wenigsten einen palästinensischen Reisepass zu gewähren, verdient Beachtung. Dessen Nützlichkeit allerdings setzt die Existenz eines funktionierenden und international anerkannten palästinensischen Staates voraus.

Ein neues Nahostmagazin

Die verdienstvolle Aufarbeitung des Palästinenserproblems im Libanon geschah im Rahmen des „Informationsprojektes Naher und Mittlerer Osten“. An diesem Vorhaben beteiligt sind eine Reihe deutschsprachiger Nahostinteressierter, die seit über drei Jahren nun eine vierteljährlich erscheinende Zeitschrift namens „inamo“ publizieren. Das politisch unabhängige Magazin bearbeitet jeweils ein Schwerpunktthema und vermittelt Berichte und Analysen zur Politik und Gesellschaft im arabischen Raum. Die teilweise anspruchsvollen, doch gut lesbaren Texte richten sich nicht an eine wissenschaftlich interessierte Leserschaft. Hingegen soll, so sagt einer der Initianten, genügend Platz für Hintergrundinformation aus nahöstlicher Politik und Kultur vorhanden sein; Platz, der in der Berichterstattung aktueller Medien nur allzu oft fehlt. Die bisher behandelten Themen wie Sudan, Frauenrollen, Wasser, iranische Opposition, Nationalismus decken ein weites Spektrum ab.

In der jüngsten Nummer zum Thema Medien werden aufschlussreiche Informationen über die saudische Dominanz in der arabischen Medienwelt vermittelt. Dass ein Teil der Texte aus anderen Publikationen übernommen und übersetzt wurde, tut der Zeitschrift angesichts der ausgewiesenen Autoren keinen Abbruch. Es ist im Gegenteil eine willkommene Dienstleistung für alle Leser im deutschsprachigen Raum, die sich bisher vergeblich nach einer Informationsquelle dieser Art umgeschaut haben. Angereichert werden die Themenschwerpunkte durch aktuelle Berichte, die, wie etwa ein Artikel über den Zustand der syrischen Industrie, sich durch ein verblüffendes Hintergrundwissen auszeichnen.

30. Juli 1996Der Tagesspiegel
Eurozentrismus nein danke – Die „Inamo-Beiträge“ berichten über den Nahen Osten.
Von Volker WortmannNahostkonflikt libanesischer Bürgerkrieg, Islamischer Fundamentalismus…“Bis auf wenige Ausnahmen gehen die Medien nicht auf die Komplexität der Ursachen und Hintergründe von Konflikten und gesellschaftlichen Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten ein“, sagt Jens Tanneberg, Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Inamo-Beiträge“. „Inamo“ steht für Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten. „Gestern wie heute wird oft verdrängt, welchen Anteil der zivilisierte Westen an den Krisen und Kriegen des islamischen fremden Orients hat, etwa durch den Export von Waffen und die Unterstützung repressiver Diktaturen.“ Neben dem „Orient“, herausgegeben vom Deutschen Orient Institut, sind die „Inamo-Beiträge“ die einzige deutschsprachige Zeitschrift, die sich ausschließlich mit den Ländern und Konflikten des Nahen und Mittleren Ostens auseinandersetzt. Die Lücke zwischen oberflächlicher Medienberichterstattung einerseits und hochspezialisierter Wissenschaft andererseits zu schließen, haben sich die Inamo-Macher zum Ziel gesetzt. Die Zielgruppen sind entwicklungspolitisch engagierte Personen, solche, die in die Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen eingebunden sind, sowie das akademisch mit der Region beschäftigte Publikum. Last but not least: Alle, die mehr über die Region wissen wollen , als aus dem täglichen und wöchentlichen Informationsallerlei zu entnehmen ist.Die Inamo-Beiträge bieten auch denjenigen Raum, die sonst in Presse, Funk und Fernsehen nicht zu Wort kommen“, so Tanneberg. „Zudem will Inamo in einer Zeit des auflebenden Rassismus einen Beitrag zum besseren Verständnis einer Region leisten, deren Bild in der Öffentlichkeit durch so genannte Experten oftmals verzerrt wird.“Die Idee zu dem Zeitschriftenprojekt wurde zur Zeit von Golfkrise und Golfkrieg geboren. Die Initiatoren sind überwiegend Wissenschaftler und Studenten aus verschiedenen Fachbereichen wie Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Islamwissenschaft und Ethnologie. Der Redaktionssitz ist in Berlin, ein weiterer Teil der Redaktion sitzt in Erlangen. Anfang 1995 erschien nach langer Vorarbeit die erste Nummer der „Inamo-Beiträge“.Inhaltlich steht die Auseinandersetzung mit folgenden Themenkomplexen im Mittelpunkt: Der Nahe und Mittlere Osten in der „neuen Weltordnung“, das Verhältnis zur EU, Funktionen und Mechanismen des bestehenden Orientbildes und die Veränderungen in der gesellschaftlichen Stellung der Frau in diesen Ländern. Schwerpunktthemen der letzten Ausgaben waren beispielsweise: „Der ‚Friedensprozess’ im Nahen Osten“, “Die iranische Opposition“ und „Konfliktstoff Wasser.“ Neben Berichten und Analysen zu Politik und Gesellschaft wird auch Aufsätzen zu kulturellen Themen Platz eingeräumt. Buchrezensionen und Historische Rückblicke runden das inhaltliche Profil der „Inamo-Beiträge“ regelmäßig ab.Besonderen Wert bei der Erstellung der Zeitschrift wird auf die Mitarbeit von Experten aus den jeweiligen Ländern gelegt. So stammen beispielsweise nahezu alle Beiträge in dem Heft „Die iranische Opposition“ von Fachleuten aus dieser Region. Dem Informationsaustausch mit Forschungsinstituten aus arabischen Ländern messen die Inamo-Macher großen Wert bei. Ebenso besteht eine Zusammenarbeit mit amnesty international und Menschenrechtsorganisationen aus mehreren arabischen Ländern. „Dadurch versuchen wir der üblichen eurozentristischen Sichtweise entgegenzuwirken“, erläutert Tanneberg.Die Fachzeitschrift wird herausgegeben vom Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten e.V. Sie erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Der Einzelpreis beträgt 10 Mark pro Ausgabe. Der Großteil der Leser sind Abonnenten, aber auch in etwa 10 Buchhandlugen in Berlin sind die „Inamo-Beiträge“ erhältlich. Durch die Verkaufserlöse allein wäre die Zeitschrift nicht überlebensfähig. Sie ist auf Förderabos und Spenden angewiesen. Zudem wird sie vom Internationalen Solidaritätsfonds von Bündnis 90/die Grünen und vom Kirchlichen Entwicklungsdienst der evangelischen Kirche in Deutschland finanziell unterstützt. Für die nähere Zukunft ist eine weitere Professionalisierung angestrebt. Dazu zählt vor allen Dingen der Aufbau eines flächendeckenden Vertriebssystems. Tanneberg: „Die bisherige Resonanz hat uns gezeigt, daß Bedarf nach einer kritischen deutschsprachigen Nahost-Zeitschrift besteht.“