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Der Abschuss des russischen Kampfjets vom Typ Suchoi (Su-24) am Dienstag in Syrien wirft zahlreiche Fragen auf. Ankaras Militärs erklärten, das Flugzeug sei von türkischen F-16-Bombern vom Himmel geholt worden, nachdem es den Luftraum des NATO-Mitgliedslandes verletzt hätte. Moskau widerspricht und betont, die russische Maschine sei innerhalb des syrischen Luftraums getroffen worden und vier Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt zu Boden gegangen.
Welche Flugbewegungen die Su-24 beim Antiterroreinsatz am Dienstag gemacht hat, wird sich über kurz oder lang leicht aufklären lassen. Die Frage bleibt, wie die professionellen Aufnahmen vom Absturz entstanden sind. Verbreitet wurden sie umgehend von der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Es ist kaum anzunehmen, dass deren Kameramänner 24 Stunden am Tag die Grenze zu Syrien und den Luftraum darüber filmen. Hatten die Kollegen in Ankara also einfach einen guten Riecher – oder haben sie am Dienstag gewusst, dass im Grenzgebiet etwas passieren wird, pünktlich zum Kriegsrat im Weißen Haus mit US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef François Hollande? Letzterer hat sich nach den Terroranschlägen in Paris ja dafür ausgesprochen, beim Kampf gegen die Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« (IS) enger mit Russland zusammenzuarbeiten. Das NATO-Land Türkei gehört bekanntlich zu den »Helfershelfern« (Wladimir Putin) der Dschihadisten und sieht den Hauptfeind in den Kurden.
Zur Erinnerung. Als der IS im Juni von der Türkei aus einen neuen Angriff auf die kurdische Stadt Kobani begann und um vier Uhr nachts eine Autobombe an der türkisch-syrischen Grenze vor der Stadt explodierte, hatte Anadolu zufällig auch mitgedreht. Die Videos der gesprengten russischen Passagiermaschine A 321 in Ägypten wiederum will der IS Ende Oktober selbst aufgenommen und ins Netz gestellt haben. (rg-JungeWelt)