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Gastkommentar

„Wir werden nicht wählen…Ihr steht uns bis hier!“

Von Abida Semouri

 

Arabische Revolten: Was ist passiert, wie geht´s weiter?

Von Hisham Bustani

Die arabischen Aufstände, die zuerst in Tunesien ausbrachen und sich wie ein Lauffeuer in vielen Regionen der arabischen Welt ausbreiteten, dauern jetzt beinahe ein Jahr an. Dabei ist sehr deutlich geworden, dass es sich bei dem Ausbruch, der eine enorme Anzahl an Menschen auf die Straßen getrieben und bisher zur Beseitigung von drei Unterdrückern geführt hat, um etwas Spontanes handelt. Das heißt nicht, dass der Ausbruch kein Vorspiel hatte. Im Gegenteil, die Menschen wurden mit jedem Tag stärker in die Enge getrieben; doch diese Aufstände haben deutlich gezeigt, dass es sogar in Abwesenheit eines Katalysators (einer revolutionären Partei oder Gesellschaftsklasse) tatsächlich zu einem Ausbruch kommt, wenn eine bestimmte Schwelle erreicht ist, sprich eine kritische Masse.

 

Tunesien ein Jahr nach der Revolte

Von Werner Ruf

Am 14. Januar 2012, dem Jahrestag der Flucht von Zin Abdin Ben Ali und des harten Kerns der Diebesbande um seine Ehefrau Leila Trabelsi feierte Tunesien die Befreiung von Diktatur und Kleptokratie. Ben Ali und seine angeheiratete Sippe hatten sich buchstäblich wie der Dieb in der Nacht davon gestohlen, aber der Systemwandel ist noch weit: Der langjährige Ministerpräsident Ben Alis, Mohamed Ghanouchi (nicht zu verwechseln mit Rachid Ghannouchi, dem Führer der islamistischen Partei en-nahda) bleib ebenso im Amt der „Übergansregierung“ wie fast alle Minister. Es war der kontinuierliche Druck der Straße, der schließlich zur Abdankung der alten Garde, zur Auflösung der Quasi-Staatspartei RCD (Rassemblement Constitutionnel Démocratique, Demokratische Verfassungs-Versammlung) und der Ernennung unbelasteter Minister in einem Übergangskabinett führte. Inzwischen zeigen sich jedoch immer deutlicher die desaströsen ökonomischen und sozialen Folgen der Kleptokratie und der Außenabhängigkeit der Wirtschaft.

 

Die Anfänge der sozialen Revolution am Mittelmeer

Beispiel Tunesien

Von Helmut Dietrich

 

Wesentliche Fragen zur sozialen Dynamik der „Arabellion“ sind bis heute noch nicht aufgearbeitet. Was Tunesien betrifft, so ist wenig bekannt, wie der Aufstand in den ersten zwei Wochen verlief. Erst ab Anfang 2011, als der Aufstand aus dem Landesinneren in die Hauptstadt Tunis wie auch auf das Nachbarland Algerien übergriff, wurde er international wahrgenommen und genauer betrachtet. Im Mittelpunkt standen dann die Teilnahme der Rechtsanwältinnen und Anwälte und der Studierenden an den Demonstrationen im Stadtzentrum, obwohl sich Letztere an den Demonstrationen nicht besonders stark beteiligten.

 

Ägypten: Auf einen Frühling folgt nicht gleich ein Winter

Von Clément Gauthier

 

100.000 Protestierende am 25. Januar 2012, dem ersten Jahrestag des Volksaufstands gegen den früheren Präsidenten Hosni Mubarak, haben es nochmals deutlich gezeigt: Die sogenannte ägyptische Revolution ist noch nicht vollendet. Sie geht weiter. Auch wenn die gleichnamige Parteienkoalition (al thawra mustamir) bei den ersten freien Parlamentswahlen von allen vier Koalitionen am schwächsten abschnitt, ihre Programmatik hat nach wie vor Gültigkeit. In täglichen Gesprächen sind viele Ägypter der andauernden Proteste müde. Ein Großteil der Bevölkerung sehnt sich wieder nach Sicherheit und Stablität, auch um dem täglichen Broterwerb nachgehen zu können. Doch wenn es darum geht die Revolution und ihre Ideale zu feiern, lassen sich immer wieder Hunderttausende mobilisieren. Die Demonstranten fordern eine schnelle Machtübergabe des Obersten Militärrats an eine zivile Regierung, ein Ende der Militärprozesse, freie Medienberichterstattung und eine Verfassung die über dem Militär steht.

 

Die ägyptische Arbeiterklasse: Das Rückgrat der Revolution

Von Ivesa Lübben

 

Manche Ägypter meinen, die ägyptische Revolution hätte eigentlich in Suez angefangen: Hier gingen die ersten Gebäude der Staatsicherheit in Flammen auf. Hier gab es die ersten Märtyrer der Revolution. Suez hat uns den Mut zum Durchhalten gegeben, sagten später viele Revolutionäre auf dem Tahrir. Am 7. März 2012 stand das Leben in der Arbeiterstadt wieder still. Gleich in zwölf Fabriken hatten Arbeiter zum Streik aufgerufen: Der Hafenbetrieb kam zum erliegen. Am Ölterminal wurde die Ölpipeline unterbrochen. In den Stahlwerken, der Nitratfabrik, den bekannten Kleopatra-Fliesen und der Düngemittelfabrik standen die Räder still. Die Arbeiter und Angestellten der Abwasserwerke errichten Straßensperren, so dass der Verkehr zum Erliegen kam. Die Arbeiter der Suezkanalbehörden streikten gegen die Anwesenheit von Marineeinheiten auf dem Werksgelände, die die Arbeiter in Schach halten sollen. Arbeiter in den anderen Häfen des Roten Meeres – Safaga, Adabiya und Hurgada – solidarisierten sich.

 

Jemen: eine „Revolution“ im Wartestand

Von Lutz Rogler

Auch der Jemen wurde Anfang 2011 von „revolutionärem“ Protest und Euphorie erfasst. Wie anderswo in der Region ging es um den Sturz eines Jahrzehnte lang herrschenden Autokraten, der sein Land mit einem von Nepotismus, Korruption und Repression getragenen Regime in eine umfassende politische und gesellschaftliche Krise geführt hatte. Der autokratische Präsident ist gegangen; die politische und gesellschaftliche Krise ist geblieben.

 

Jemen: Notes on the Uprising

Von Charlotte Wiedemann

Charlotte Wiedemann besuchte den Jemen im Januar/Februar 2012 und gibt einen kurzen Überblick über die Entwicklung des Konflikts.

 

Bahrain: One year on

Von Sabine Damir-Geilsdorf

Die bahrainische Regierung hat die Proteste vergangenes Jahr brutal niedergeschlagen, im März 2011 wurde auch eine Truppe des Golfkooperationsrats gegen die Demonstranten eingesetzt, die das Königshaus der Khalifa-Familie zu Hilfe gerufen hatte. Während das Königshaus  betont, dass die Lage durch eingeleitete Reformen wieder beruhigt sei, hält die Opposition an weiteren Protesten fest. Am 14. Februar 2012 organisierte sie einen „Marsch des Volkes, das keine Erniedrigung akzeptiert“ zum einstigen Perlen-Platz  in Manama, der auch 2011 Zentrum der Demonstrationen war. Nachdem vergangenes Jahr zahlreiche Menschen auf diesem Platz den Tod gefunden hatten und das Monument mit der Perle, das dort stand, als Symbol des Aufstands, von Bulldozern zerstört worden war, ist dieser Platz nun auch als Märtyrer-Platz bekannt. Auch dieses Jahr gingen Sicherheitskräfte wieder mit Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschossen sowie Inhaftierungen gegen Hunderte von Demonstranten vor.

 

Melone oder Minze – ein Jahr nach der „Revolution“ in Libyen

Von Almut Besold

Wie und warum es tatsächlich zur „Revolution“ in Libyen kam, soll niemanden interessieren. Westliche Politiker und Medien jedenfalls verlieren kaum ein Wort darüber und wenn, ist ihr Blickwinkel ein einseitiger. Die Macht der Bilder tut ihr übriges und so dürfte nicht erstaunen, dass die meisten Befürworter des Krieges gegen Qaddhafi nicht aus handfesten Gründen Befürworter waren, sondern wegen des zweifelhaften Rufes Qaddhafis.

Jordanien und Marokko: Lösungsweg Verfassungsreform?

Von André Bank

Der Arabische Frühling bestimmt seit Anfang 2011 auch die Politik in den arabischen Monarchien. Zum Sturz eines autoritär herrschenden Staatsoberhaupts wie in den Republiken Tunesien, Ägypten und Libyen ist es aber nicht gekommen. Dies gilt auch für die nicht vom Öl dominierten Monarchien Jordanien und Marokko, obwohl in ihnen ebenfalls über Monate starke soziale Proteste stattfanden und weiter stattfinden. Beide Könige initiierten eine kontrollierte Verfassungsreform. Es ist die zentrale These dieses Beitrags, dass der eingeschlagene Lösungsweg einer Konstitutionalisierung „von oben“ die autoritären Regime in Jordanien und Marokko kurzfristig stabilisieren wird. Angesichts der größeren Reichweite der Verfassungsreformen gilt dies besonders für Marokko, zeigt sich in abgeschwächter Form aber auch in Jordanien. Da die sozio-ökonomischen Herausforderungen sowie die Frage der fehlenden politischen Teilhabe der jungen Bevölkerungen jedoch kaum angegangen werden, ist der monarchische Autoritarismus in Jordanien und Marokko keineswegs dauerhaft konsolidiert.

 

Marokko: Der Schlüssel zur Demokratie

Von Jörg Tiedjen

Marokko scheint den „arabischen Frühling“ nicht nur weitgehend unbeschadet überstanden zu haben, sondern sogar gestärkt aus ihm hervorgegangen zu sein. So wurde das Königreich im Januar von der EU noch vor Tunesien und Ägypten mit Fördermitteln für seine „demokratischen Reformen“ belohnt. Doch die neue Verfassung, die Mohammed VI ausarbeiten ließ, um die Proteste des „20. Februar“ zu entschärfen, hält nicht, was sie verspricht. Dass das Land weit davon entfernt ist, als „parlamentarische Monarchie“ gelten zu können, zeigten zudem die wie üblich manipulierten Neuwahlen. Wenig wurde auch unternommen, um die wirtschaftliche Krise zu lösen. Stattdessen wird die Repression, die in den vergangenen Jahren wieder zugenommen hatte, fortgeführt und auf das Internet ausgeweitet, ein wichtiges Forum der Demonstranten. Offensichtlich soll die Bewegung still und heimlich zerschlagen werden. Gleichzeitig flammen soziale Unruhen immer heftiger auf, die weit schwerer zu kontrollieren sein dürften.

 

Syrien: Bekämpfung der Diktatur ohne militärische Intervention

Von Bassam Haddad

Warum die Diktatur und das Regime bekämpft werden, und gleichzeitig eine militärische Intervention von außen verhindert werden muss, analysiert Bassam Haddad. Er kritisiert die Kräfte des „Widerstands“, die der antiimperialistischen Rhetorik des Regimes Priorität einräumen, aber so Haddad, jegliche Art von Antiimperialismus geht mit der Ablehnung des Autoritarismus einher. „Den Widerstand gegen Imperialismus zu Lasten der unveräußerlichen Rechte einer ganzen Gemeinschaft zu unterstützen, kann nur zum Scheitern führen.“

 

Die Hybris unserer Weltverbesserer – eine Debatte

Kann man Position beziehen gegen die Intervention der NATO in Libyen oder Kriegsdrohungen an Syrien, ohne gleich vom Bann getroffen zu werden? Wer auch immer die seltene Gelegenheit hat, von den Medien eingeladen zu werden, um eine andere Meinung zu äußern als die fast einmütig vorherrschende, dem dürfte kaum erspart bleiben, sich einem Interviewer gegenüber zu finden, der ihm mit Tränen der Fassungslosigkeit in den Augen, belegter Stimme und in schulmeisterlichem Tonfall vorwirft: „Würden Sie es vorziehen, dass einfach so Unschuldige massakriert werden?“ Das ist, was Tsvetan Todorov und Rony Brauman immer wieder vorgehalten wurde, obwohl sie auf das Offensichtliche hinwiesen: Dass nämlich die Demokratie keine Chance hat, wenn sie von Außenstehenden im Namen der Menschenrechte herbeigebombt werden soll. Dieses neoliberale Sendungsbewusstsein unterhöhlt aber auch unsere Demokratie von innen.

Das Gespräch mit Rony Brauman (Professor am Pariser Institut für politische Wissenschaften und ehemaliger Präsident von „Ärzte ohne Grenzen) und Tsvetan Todorov (Philosoph, Historiker und Essayist) führten Corinne Moncel und Majed Nehmé von der Zeitschrift „Afrique Asie“.

„Afrique Asie“: Wie Jean-Pierre Chevènement könnte man sich fragen: „Willkürliche Verhaftungen, Folter, Rassismus gegenüber Arbeitern von jenseits der Sahara, Einführung der Scharia – hat die NATO dies gewollt, als sie die libysche Revolution um der Menschenrechte willen unterstützte?“ (1)

Tsvetan Todorov: Viele haben ja genau vorhergesehen, was geschehen würde. Aber die, die über die Intervention zu entscheiden hatten, waren so in ihrer heldenhaften Pose befangen, dass sie für keine Warnung mehr empfänglich waren. Das war wie beim Krieg im Irak. Für die Kritiker stand von vornherein fest, dass alles in einer Katastrophe enden würde.

(F) Frage: Aber wie kann es sein, dass die Entscheidungsträger, die doch allgemein gut beraten sein müssten und auch über eigene Intelligenz verfügen, sich derart täuschten?

TT: Intelligenz war noch nie die Voraussetzung für richtige Entscheidungen. Leidenschaft ist viel wichtiger und gibt letztlich den Ausschlag. Sich als Verkörperung des Guten zu sehen, das verleiht Flügel.

F: Aber eine Militärintervention wird nicht von Leidenschaften diktiert.

TT: Sicher nicht, aber sie vermögen die Bevölkerung anzustecken und ihre Begeisterung zu wecken. Es handelt sich nicht immer um eine Verschwörung im Sinne Macchiavellis. Vielmehr ist es notwendig, sich der Unterstützung der Öffentlichkeit zu versichern, und es schmeichelt ihr, wenn man in ihrem Namen etwas Gutes tut. Bei der Intervention in Libyen war es die angebliche Verteidigung der Menschenrechte, die diese Zustimmung bewirkte.

F: Wenn man wirklich die Menschenrechte verteidigen will, warum nicht überall, ganz gleich wo auf der Welt, zum Beispiel in Palästina?

Rony Brauman: Die Verteidiger der Menschenrechte oder vielmehr ihrer Doktrin würden antworten, dass man so wie in Libyen überall handeln muss, auch in Palästina, wo ebenfalls die Grundrechte verletzt werden. Aber leider, schränken sie ein, kann man nicht alle Probleme auf einmal lösen – also müssen wir dort anfangen, wo es möglich ist. Die Menschenrechtsgruppen beweisen dabei eine große Naivität. Sie tun so, als ob sich die Menschenrechte ganz unabhängig von jedem politischen Hintergrund betrachten ließen, als eine Art Katalog, nach dem man dann ganz neutral eine Strichliste von Verletzungen und Opfern anfertigt. Die Menschenrechte sind aber heute ein Werkzeug in den Händen der Macht. Sie ermöglichen es ihr, zwischen denen zu unterscheiden, die man angreifen, und denen, die man verteidigen will. Zwar hat man Angst, sich wirklich vor Ort zu begeben, aber man möchte dennoch einen universalen Krieg gegen die Tyrannei entfesseln. Das ist der messianische Sendungsgeist, die maßlose Hybris, von der Tsvetan in seinem neuen Buch spricht. (2) Tatsächlich reichen unsere Mittel gar nicht aus, einen solchen Krieg zu führen, aber man richtet sich im Glauben ein, dass man es dennoch könnte. Dabei unterwirft man die Menschenrechte in Wirklichkeit einer Strategie der Macht und einer imperialen Logik, wie man sie jetzt seit über zwei Jahrzehnten am Werk sieht.

F: Dieser Gebrauch der Menschenrechte hat Rückwirkungen auf die Menschenrechte selbst. Sie sind vollständig disqualifiziert bei denen, für die man zu kämpfen vorgibt.

TT: Wenn man ständig vorgibt, im Namen der Menschenrechte zu handeln, der Demokratie, der Gerechtigkeit, dann entwertet man diese vollständig. Sie werden so etwas wie ein gefälliges Kostüm, das Geschenkpapier, mit dem man etwas verpackt. Die gegenwärtigen Interventionen dienen nicht den Menschenrechten, sondern den Interessen der Länder, die diese Kriege führen. Sie verfolgen nicht einmal eine Politik des Kolonialismus, denn es geht nicht darum, Kolonien zu errichten, sondern Vorposten für die eigene Hegemonie. Sobald ein Land aufbegehrt, gerät es ins Visier der Großmächte. Macht ist immer Selbstzweck. Man führt Kriege um der Macht willen, nicht wegen irgendeines konkreten Nutzens. Ob die Länder Reichtümer haben, die man ausbeuten kann, das ist nebensächlich. Libyen verfügt über Öl und Gas. Aber das ist es nicht, was man zuallererst wollte. Man zielte auf eine Regierung, die sich der Kontrolle entzog, die man ihr aufzwingen wollte.

Unter dem Deckmantel der Menschenrechte verfolgt man seine Machtpolitik und stillt seinen Machthunger. Heißt das, dass England oder Frankreich nun Libyen beherrschen? Sie tun es nicht ganz. Aber der Nationale Übergangsrat verdankt seinen Sieg Frankreich und der NATO, er kann sich nicht sogleich wieder gegen diese stellen. Er muss ihnen schon Verträge zu Sonderkonditionen anbieten. Dafür lassen sie ihn in Ruhe und mischen sich nicht in seine inneren Angelegenheiten ein. Die fallen unter die libysche Souveränität. ….

 

Facebook…

Der Emir und das Internet – Golfmonarchien: Zur Modernisierung der Tradition

Von Thomas Demmelhuber

Das Jahr 2011 war ein turbulentes Jahr für die politische Transformationsforschung im Allgemeinen und die politikwissenschaftliche Nahostforschung im Besonderen. Trotz zahlreicher Interpretationsansätze zu Ursachen und Perspektiven des „arabischen Frühlings“ wirft ein Sachverhalt weiterhin Fragen auf: Mit der Ausnahme von Bahrain sind es nur die Republiken der Region, die von breitenwirksamen Massenprotesten betroffen waren. Warum zeichnen sich bis dato die Monarchien als sehr dauerhaft und stabil aus? Hat es nur mit der Symbolik der Staatsform oder im Falle der arabischen Halbinsel mit rentierstaatlichen Besonderheiten zu tun? Im Falle der Monarchien auf der arabischen Halbinsel ist es – wie im folgenden Beitrag gezeigt werden soll – ebenso ein komplexes Zusammenspiel von Tradition und Moderne, das den autoritären Dynastien am Golf zusätzliche Möglichkeiten der Legitimation von Herrschaft gibt und als variables „toolkit“ der Herrschaftssicherung fungiert.

 

 

Zum Zeitpunkt der Revolution war das Internet abgeschaltet

Von Pepe Egger

Wurde die Bastille von Tageszeitungen gestürmt? Oder der Eiserne Vorhang von Faxmaschinen zu Fall gebracht? Haben soziale Medien wie Facebook und Twitter die Revolten des Arabischen Frühlings verursacht?

HipHop – Rap

Die Stimme der Stimmlosen – Von den Banlieues bis zum Tahrir Square

Von Kaveh Yazdani

Hip-Hop scheint heute die populärste Jugendkultur der Welt zu sein und ist ein wichtiger Bestandteil der globalen Protestbewegungen sowie Sprachrohr für den Widerstand gegen gesellschaftliche Missstände. In vielen Ländern der ‚Dritten Welt‘ hat sich Rap-Musik zu einer progressiven Artikulationsform entwickelt, die es Künstlern ermöglicht, der gesellschaftlichen und politischen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. In der arabischen Welt, wo etwa 60 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahre alt ist und die Arbeitslosenquote höher zu sein scheint als in jeder anderen Region unseres Planeten, hat Hip-Hop im Laufe des Arabischen Frühlings die enorme revolutionäre Sprengkraft dieses Musikstils eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Im Folgenden geht es einerseits um die Rap-Musik von Jugendlichen arabischer, berberischer, kurdischer, persischer und türkischer Abstammung im Westen und andererseits um die immer größer werdende Hip-Hop-Gemeinschaft Nordafrikas und Westasiens.

 

Palästina/Israel

Konsequenzen israelischer Waffentests in Gaza

Von Richard Lightbown

Richard Lightbown behauptet, dass Israel mit der Verwendung von weißem Phosphor und anderen giftigen Metallen sowie dem Einsatz von abgereichertem Uran (DU) in seinem Krieg gegen die Bevölkerung des Gazastreifens (2008/09) die ganze Bevölkerung des Streifens und seine Umgebung – Luft, Boden, Grundwasser und möglicherweise auch Meerwasser –  der Gefahr langfristiger Schädigung und Kontaminierung ausgesetzt hat.

 

Heißer Wind im Negev

 

Von Jonathan Cook

Im Rahmen einer als „Heißer Wind“ bezeichneten Polizeiaktion haben sich während der letzten fünfzehn Monaten in den staubigen Ebenen der Negevwüste in Israel wiederholt Szenen der Zerstörung abgespielt. Seit Juni 2010 haben sich hunderte Offiziere israelischer paramilitärischer Einheiten auf unbefestigten Straßen nahe der Stadt Beersheva insgesamt neunundzwanzigmal auf den Weg zu den Wellblechhütten und Zelten von al-‘Araqib gemacht. Innerhalb weniger Stunden nach ihrer Ankunft wurden die 45 unbefestigten Bauten, das Zuhause von etwa 300 Beduinen, niedergerissen und al-‘Araqib zum wiederholten Male von der Landkarte getilgt. Das einzige Zeugnis für die Anwesenheit des al-Turi Stammes in dieser Gegend seit mehreren Generationen sind nun die steinernen Gräber auf dem Friedhof. Die al-Turis sind entschlossen, auf dem Land ihrer Vorfahren zu bleiben, um ihren traditionellen Lebensstil aufrecht zu erhalten;

 

 

Nordsudan – Südsudan — Wie du mir, so ich dir!

Von Roman Deckert und Tobias Simon

Kaum ein halbes Jahr nach der Teilung toben an der Grenze zwischen Sudan und Südsudan wieder die Stellvertreterkriege. Aus einer Win-win-Situation ist durch Hardliner auf beiden Seiten ein Desaster geworden.

Wirtschaftskommentar

Schlechte Geschäfte: Der Ausbau der Ölindustrie und die Unzufriedenheit der Öl-Multis

Von Joachim Guilliard

Kurz vor Weihnachten verließen die letzten US-Truppen den Irak. In einer Ansprache in Fort Bragg erklärte US-Präsident Barack Obama den Krieg gegen das Land für siegreich beendet. Die USA würden das Land in einem besseren Zustand verlassen als sie es vorgefunden hätten. Der Irak sei noch kein perfekter Ort, „aber wir lassen einen souveränen, stabilen und selbstständigen Irak zurück, mit einer repräsentativen Regierung.“

 

Zeitensprung

 

1980: Widerstand und Opposition – Warum Jisr ash-Shughur?

 

Von Günter Lobmeyer

Der syrische staatliche Fernsehsender berichtete am 6. Juni 2011, dass schwerbewaffnete Banden in der Kleinstadt Jisr ash-Shughur rund 120 Sicherheitskräfte getötet hätten. Die Bewohner waren Zeuge von Meutereien unter den Soldaten, die sich weigerten, auf die Bevölkerung zu schießen. Sie seien von ihren Kommandeuren erschossen worden. Am 12. Juni wurde die Stadt mit Hubschraubern und 200 Militärfahrzeugen (Panzer eingeschlossen) angegriffen. Beteiligt gewesen sei auch die von Bashars Bruder Maher befehligte Spezialtruppe. Die Bevölkerung befand sich bereits auf der Flucht in die Türkei. Die meisten Journalisten hatten von der Stadt Jisr ash-Shughur zum ersten Mal gehört. Aber sowohl dem Regime als auch den Bewohnern der Stadt hat sich der Widerstand in Jisr ash-Shughur im Jahre 1980 tief ins Bewusstsein eingeprägt. Am 10. März 1980 wurden bei einer Demonstration gegen das Regime 100 Menschen ermordet.

Der Artikel ist ein Auszug aus Günter Lobmeyers Buch „Opposition und Widerstand in Syrien“ Schriften des Deutschen Orientinstituts Hamburg, 1995. Zwischentexte, Kürzungen, Auswahl von Norbert Mattes. Günter Lobmeyer war bis zu seinem Tod am 21. Juli 2003 Mitglied der inamo-Redaktion und einer der Gründer des Informationsprojektes Naher und Mittlerer Osten (INAMO).

 

Ex Mediis

Ex mediis

Hamid Dabashi: Brown Skin, White Masks (Ludwig Watzal)

Peter Schwittek: In Afghanistan (Conrad Schetter)

Shir Hever: The Political Economy of Israel´s Occupation (Malcolm Sylvers)

Mahi Binebine: Die Engel von Sidi Moumen (Florian Vetsch)

Heribert Schiedel: Extreme Rechte in Europa (Dagmar Schatz)

Catherine Graciet / Éric Laurent: Le Roi prédateur            und Ali Amar / Jean-Pierre Tuquoi: Paris Marrakech. Luxe, pouvoir et réseaux (Jörg Tiedjen)

Nachrichten//Ticker

Ägypten, Mali, Marokko, Palästina/Israel, Libanon, Somalia, Syrien.