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GASTKOMMENTAR

Das Abkommen von Doha: nur ein kurzes Atem holen
Ahmad Hissou

 

SCHWERPUNKT: 60 JAHRE NAKBA

Die Nakba, die Katastrophe von 1948
Nur Masalha

Die ethnische Säuberung, die die Nakba, die Katastrophe im Bewusstsein der Palästinenser ausmacht und die in die Gründung des Staates Israel auf rund 78% des historischen Palästina mündete, war im Ergebnis die Zerstörung großer Teile der palästinensischen Gesellschaft und großer Teile der arabischen Landschaft durch eine vorrangig europäische Siedlergemeinschaft, die nach Palästina in der Zeit von 1882 bis 1948 eingewandert war. Der Krieg 1948 wurde von der zionistischen Führung in messianischen Begriffen als «miraculous clearing of the land» und als Befreiungskrieg präsentiert. In den Gebieten, die Israelis 1948 besetzten, wurden ungefähr 90% der Palästinenser vertrieben: viele mit Mittel der psychologischen Kriegsführung und/oder durch direkten militärischen Druck. Der Krieg erwies sich als Gelegenheit, einen jüdischen Staat ohne Araber zu begründen.

 

Die Dorfdossiers
Ilan Pappé

Um 1948 die Vertreibung und die Zerstörung von ungefähr 400 Dörfern gezielt durchführen zu können, musste Palästina nicht nur kartographisch systematisch erfasst werden. Der Planungsvorschlag kam aus der Hebräischen Universität, von dem Historiker Luria Ben-Zion. Er schrieb an den Jüdischen Nationalfonds (Jewish National Fund, JNF) über die Nützlichkeit eines detaillierten Registers aller arabischen Dörfer, weil das „bei der Rückgewinnung des Landes“ helfen würde.

 

Die Schaffung des palästinensischen Flüchtlingsproblems im Krieg von 1948
Saleh Abdel Jawad

Die Zahl dokumentierter Massaker, die im Krieg von 1948 von zionistischen und israelischen Kräften gegen Palästinenser verübt wurden, ist weit höher und folgenreicher als bisher angenommen. Darüber hinaus hat nicht nur die allgemeine Öffentlichkeit Größe und Bedeutung der Massaker falsch eingeschätzt, sondern auch Historiker, selbst palästinensische. Für den Zeitraum zwischen dem Beginn des Krieges im Dezember 1947 und dem Ende des Krieges im Januar 1949 sind hier fast 70 Massaker dokumentiert. Diese relative hohe Zahl ist, wie aus den folgenden Ausführungen hervorgeht, eine vorsichtige Schätzung.

 

Anwesende Abwesende und indigener Widerstand – israelische Politik während der Post-Nakba Zeit
Nur Masalha

Historisch bestimmte in der post-Nakba Zeit eine Kombination aus militärisch-strategischen, demographisch-siedlungsbezogenen sowie zionistischen ideologischen Erwägungen Israels Landpolitik gegenüber den palästinensischen Bürgern Israels, einschließlich der internen Flüchtlinge. Die internen Flüchtlinge, die 25% der insgesamt 1 Million palästinensischen Bürger Israels ausmachen, werden im israelischen Recht als „Anwesende Abwesende“bezeichnet. Insbesondere die Land- und Siedlungsexpansion gehörte immer schon zum Kern des Konfliktes zwischen den zionistischen Immigranten/Siedlern und den einheimischen Palästinensern.

 

Formen palästinensischer Selbstorganisation
Katja Hermann

Wir stellen hier Ausschnitte aus dem Buch „Palästina in Israel, Selbstorganisation und politische Partizipation der palästinensischen Minderheit in Israel“, von Katja Hermann vor. Die folgenden Ausschnitte zeigen einige Akteure des palästinensischen Widerstands in Israel sowie die Veränderungen der Zivilgesellschaft, die dazu beigetragen haben, dass sich vermehrt NGOs und Parteien gebildet haben, die die Interessen der palästinensischen Minderheit vertreten. In den Ausschnitten werden u.a. Flüchtlingsorganisationen, die sich für die Interessen der „internen“ Flüchtlinge einsetzen, dargestellt.

 

Saffuriyya 1948 und 2005
Isabelle Humphries

Die Identität und Geschichte der internen Flüchtlinge in Israel (present absentees) wird rekonstruiert durch das Weitererzählen von Geschichten und das Weitergeben von Wissen und Kenntnissen von einer Generation zur nächsten. Die Flüchtlinge außerhalb Israels haben Zugang zu Universitäten, Instituten und kulturellen Foren und bewahren so ihre Geschichte. Diejenigen, die die palästinensische Geschichte im jüdischen Staat untersuchen, müssen immer gegen den Widerstand der zionistischen kulturellen und Bildungsinstitutionen ankämpfen.

 

Vorübergehender Schutz für palästinensische Flüchtlinge: Ein Vorschlag
Susan Akram und Terry Rempel

 Die vollständige englische Fassung des Textes zum Download.

Mehr als ein halbes Jahrhundert an Verfolgung in ihren historischen Heimatländern hat im Fall der Palästinenser zu einem chronischen Muster der Vertreibung geführt, welches man nur als eine Art erzwungener Völkerwanderung oder ethnischer Säuberung bezeichnen kann. Die meisten Gastländer, in denen die Mehrheit palästinensischer Flüchtlinge leben, erkennen oder wenden die ganze Palette an Grundrechten nicht an, die Flüchtlingen gemäß relevanter internationaler oder regionaler Instanzen zustehen. Der Mangel an nationalem Schutz wird durch den Mangel an internationalem Schutz noch verstärkt. Keiner internationalen Organisation wird derzeit von der UNO das explizite Mandat zuerkannt, systematisch an der Durchsetzung der Grundmenschenrechte für alle palästinensischen Flüchtlinge zu arbeiten und dauerhafte Lösungen zu suchen und durchzusetzen, die mit dem internationalen Recht gemäß der UN-Resolution (GV) 194(III) vereinbar sind.

 

Kopenhagen: 6. Konferenz der Palästinenser in Europa
Oliver Hashemizade

Während in ganz Europa die Festivitäten zum 60jährigen Jubiläum der Staatsgründung Israels vorbereitet und begangen werden, bleibt ein damit eng zusammenhängendes Großereignis von den europäischen Medien vergleichsweise unbemerkt.

 

Die Tilgung der Erinnerung
Gabriel Piterberg

Bis zum heutigen Tag prägen drei grundlegende Mythen die israelische Kultur. Das ist erstens die „Negation des Exils“ (sheilat ha-galut), zweitens die „Rückkehr ins Land Israel“ (ha-shiva le-Eretz-Yisrael) und drittens die „Rückkehr in die Geschichte“ (ha-shiva la-historia). Sie sind alle unauflöslich mit der Selbstdarstellung (master-narrative) des Zionismus verbunden. Genau diese Darstellung erklärt, so Gabriel Piterberg, „wie wir dorthin kamen, wo wir jetzt sind und in welche Richtung wir uns in Zukunft entwickeln sollen.“

 

1948 Erinnerungen einer Palmach-Soldatin 
Tikva Honig-Parnass

Tikva Honig-Parnass war Palmach-Soldatin, zionistisch sozialisiert, reflektiert, nachdem ihr die Mutter 1983 die Briefe, die sie 1948 an die Eltern geschrieben hatte (und die die Mutter sorgfältig aufbewahrt hatte),  zurückgab, über ihre damalige Haltung gegenüber den „Anderen“, den Palästinensern, denen das Land gehörte. Sie ist der Auffassung, dass die Ideen, die ihre Generation prägten, keinen Platz ließen „für irgendeine Kritik am Zionismus oder seinen Führern“. Wie der Soziologe Baruch Kimmerling ist sie der Auffassung, dass das „grundlegende Merkmal der israelischen Gesellschaft das ist, dass sie eine Gesellschaft von Immigranten ist, die bis zum heutigen Tag aktiv an einem Kolonisierungsprozess teilnimmt. Diese Gesellschaft existiert nur mit Hilfe des Schwertes und hält an einem Territorium fest, das nicht das ihre ist.“

 

 

ALLGEMEINER TEIL

 

Extraordinary Renditions – Verschleppung und Folter als Programm
Heiner Busch

Die CIA entführt „Terrorverdächtige“ in eigene geheime Verhörzentren oder in Folterstaaten. Europäische Geheimdienste helfen ihr dabei.

Extraordinary Renditions: Fälle
Abdel Halim Khafagy, Murat Kurnaz, Mohammed Haydar Zammar, Khaled el Masri, Abou Elkassim Britel, Hassan Mustafa Usama Nasr (Abu Omar), Ahmed Agiza, Mohammad al-Zery, Bisher al-Rawi, Jamil al-Banna, Byniam Mohammed al-Habashi, Maher Arar, die algerischen Sechs (Bensayah Belkacem, Boudella el Hajj, Lakjmar Boumediene, Sabir Mahfour Lahmar, Mustafa Ait Idir und Mohammad Nechla).

 

Teheran/Berlin

„Business as usual“? Neokonservatives Kriegsgetrommel in Berlin
Ali Fathollah-Nejad

Während sich am ersten Mai-Wochenende 1.600 Teilnehmer an der Berliner Humboldt-Universität zum »1968-Kongress« versammelten, lud unweit davon das »Mideast Freedom Forum Berlin e.V. (MFFB)« zur sog. Internationalen Iran-Konferenz in das von einem Sicherheitsdienst geschützte, »Auditorium Friedrichstraße« ein. Mit ca. 400 Teilnehmern galt es, das Thema „Business as usual?“ Das iranische Regime, der Heilige Krieg gegen Israel und den Westen und die deutsche Reaktion“ zu debattieren. Ein Blick auf die dort gemachten Aussagen ist nicht nur deshalb angebracht, da die Presse trotz Moderatorentätigkeit einiger ihrer Vertreter kein Wort darüber verlor, sondern auch, weil es aus vielerlei Hinsicht von besonderer Relevanz ist.

 

Islam/Malaysia

Richtlinie für die Ausübung islamischer Kulthandlungen im Weltall
Nils Fischer

Malaysia hat ein nationales Weltraumprogramm gegründet und im Oktober 2007 einen Astronauten auf die Internationale Raumstation gesandt. Er ist nicht nur der erste Malaysier, sondern auch der erste praktizierende Muslim im Weltall. Deshalb organisierte die malaysische Weltraumorganisation ein Seminar über Islam und Leben im Weltraum, auf dem eine Richtlinie für die Ausübung islamischer Kulthandlungen auf der Internationalen Weltraumstation herausgegeben wurde.

 

Wirtschaftskommentar

Irans wirtschaftliche Miseren
Mohssen Massarrat

Iran ist der viertgrößte Ölexporteur der Welt und der Ölpreis steigt und steigt. Eigentlich verfügt Irans Regierung über finanzielle Rahmenbedingungen, von denen manch andere Regierungen in den Industrie- und Entwicklungsländern nur träumen können. Eigentlich hätte der iranische Präsident auch die einmalige Chance, durch schlüssige Industrieprojekte mehrere Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen und die offizielle Arbeitslosenrate von 20 % drastisch zu senken. An qualifiziertem Personal und starker Inlandsnachfrage mangelt es kaum. Er könnte parallel dazu das gesamte Sozialsystem reformieren, in benachteiligten Regionen die Industrialisierung fördern und der Landflucht in die großen Städte Einhalt gebieten. Wie kommt es aber, dass genau dies nicht geschieht sondern dass, ganz im Gegenteil, die Inflation über 20 % beträgt, die Kaufkraft der Lohn- und Gehaltsabhängigen ständig abnimmt und reiche Schichten immer reicher und arme Schichten immer ärmer werden?

 

Zeitensprung

Bremers “Demokratiekonzept” scheitert am Eingreifen Sistanis

Am 15. November 2003 gab die Coalition Provisional Authority (CPA) eine in Bagdad von den USA geführte Protektoratsregierung unter der Führung von Paul Bremer, ein Abkommen mit dem Iraqi Governing Council (IGC), der provisorischen Regierung des Irak (13. Juli 2003 bis 1. Juni 2004) bekannt. Der IGC bestand aus verschiedenen irakischen Politikern, religiösen und Stammesführern, die von der CPA ernannt wurden. Das Abkommen beinhaltete, dass der IGC eine Interimsverfassung entwickeln würde, die unter der Federführung der CPA Ende Februar 2004 verabschiedet werden sollte. Damit wäre der Weg für die Bildung einer vorläufigen nationalen Versammlung bereitet gewesen, die am 30. Juni eine Übergangsregierung hätte wählen sollen, die wiederum die volle Souveränität gehabt hätte.

 

Ex Libris                                                                                                

Werner Ruf:
Marnia Lazreg: Torture and the Twilight of Empire. From Algiers to Baghdad

Michael Bröning:
John J. Mearsheimer & Stephen M. Walt: The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy

 

Nachrichtenticker

GASTKOMMENTAR

Das Abkommen von Doha: nur ein kurzes Atem holen
Ahmad Hissou

 

SCHWERPUNKT: 60 JAHRE NAKBA

Die Nakba, die Katastrophe von 1948
Nur Masalha

Die ethnische Säuberung, die die Nakba, die Katastrophe im Bewusstsein der Palästinenser ausmacht und die in die Gründung des Staates Israel auf rund 78% des historischen Palästina mündete, war im Ergebnis die Zerstörung großer Teile der palästinensischen Gesellschaft und großer Teile der arabischen Landschaft durch eine vorrangig europäische Siedlergemeinschaft, die nach Palästina in der Zeit von 1882 bis 1948 eingewandert war. Der Krieg 1948 wurde von der zionistischen Führung in messianischen Begriffen als «miraculous clearing of the land» und als Befreiungskrieg präsentiert. In den Gebieten, die Israelis 1948 besetzten, wurden ungefähr 90% der Palästinenser vertrieben: viele mit Mittel der psychologischen Kriegsführung und/oder durch direkten militärischen Druck. Der Krieg erwies sich als Gelegenheit, einen jüdischen Staat ohne Araber zu begründen.

 

Die Dorfdossiers
Ilan Pappé

Um 1948 die Vertreibung und die Zerstörung von ungefähr 400 Dörfern gezielt durchführen zu können, musste Palästina nicht nur kartographisch systematisch erfasst werden. Der Planungsvorschlag kam aus der Hebräischen Universität, von dem Historiker Luria Ben-Zion. Er schrieb an den Jüdischen Nationalfonds (Jewish National Fund, JNF) über die Nützlichkeit eines detaillierten Registers aller arabischen Dörfer, weil das „bei der Rückgewinnung des Landes“ helfen würde.

 

Die Schaffung des palästinensischen Flüchtlingsproblems im Krieg von 1948
Saleh Abdel Jawad

Die Zahl dokumentierter Massaker, die im Krieg von 1948 von zionistischen und israelischen Kräften gegen Palästinenser verübt wurden, ist weit höher und folgenreicher als bisher angenommen. Darüber hinaus hat nicht nur die allgemeine Öffentlichkeit Größe und Bedeutung der Massaker falsch eingeschätzt, sondern auch Historiker, selbst palästinensische. Für den Zeitraum zwischen dem Beginn des Krieges im Dezember 1947 und dem Ende des Krieges im Januar 1949 sind hier fast 70 Massaker dokumentiert. Diese relative hohe Zahl ist, wie aus den folgenden Ausführungen hervorgeht, eine vorsichtige Schätzung.

 

Anwesende Abwesende und indigener Widerstand – israelische Politik während der Post-Nakba Zeit
Nur Masalha

Historisch bestimmte in der post-Nakba Zeit eine Kombination aus militärisch-strategischen, demographisch-siedlungsbezogenen sowie zionistischen ideologischen Erwägungen Israels Landpolitik gegenüber den palästinensischen Bürgern Israels, einschließlich der internen Flüchtlinge. Die internen Flüchtlinge, die 25% der insgesamt 1 Million palästinensischen Bürger Israels ausmachen, werden im israelischen Recht als „Anwesende Abwesende“bezeichnet. Insbesondere die Land- und Siedlungsexpansion gehörte immer schon zum Kern des Konfliktes zwischen den zionistischen Immigranten/Siedlern und den einheimischen Palästinensern.

 

Formen palästinensischer Selbstorganisation
Katja Hermann

Wir stellen hier Ausschnitte aus dem Buch „Palästina in Israel, Selbstorganisation und politische Partizipation der palästinensischen Minderheit in Israel“, von Katja Hermann vor. Die folgenden Ausschnitte zeigen einige Akteure des palästinensischen Widerstands in Israel sowie die Veränderungen der Zivilgesellschaft, die dazu beigetragen haben, dass sich vermehrt NGOs und Parteien gebildet haben, die die Interessen der palästinensischen Minderheit vertreten. In den Ausschnitten werden u.a. Flüchtlingsorganisationen, die sich für die Interessen der „internen“ Flüchtlinge einsetzen, dargestellt.

 

Saffuriyya 1948 und 2005
Isabelle Humphries

Die Identität und Geschichte der internen Flüchtlinge in Israel (present absentees) wird rekonstruiert durch das Weitererzählen von Geschichten und das Weitergeben von Wissen und Kenntnissen von einer Generation zur nächsten. Die Flüchtlinge außerhalb Israels haben Zugang zu Universitäten, Instituten und kulturellen Foren und bewahren so ihre Geschichte. Diejenigen, die die palästinensische Geschichte im jüdischen Staat untersuchen, müssen immer gegen den Widerstand der zionistischen kulturellen und Bildungsinstitutionen ankämpfen.

 

Vorübergehender Schutz für palästinensische Flüchtlinge: Ein Vorschlag
Susan Akram und Terry Rempel

 Die vollständige englische Fassung des Textes zum Download.

Mehr als ein halbes Jahrhundert an Verfolgung in ihren historischen Heimatländern hat im Fall der Palästinenser zu einem chronischen Muster der Vertreibung geführt, welches man nur als eine Art erzwungener Völkerwanderung oder ethnischer Säuberung bezeichnen kann. Die meisten Gastländer, in denen die Mehrheit palästinensischer Flüchtlinge leben, erkennen oder wenden die ganze Palette an Grundrechten nicht an, die Flüchtlingen gemäß relevanter internationaler oder regionaler Instanzen zustehen. Der Mangel an nationalem Schutz wird durch den Mangel an internationalem Schutz noch verstärkt. Keiner internationalen Organisation wird derzeit von der UNO das explizite Mandat zuerkannt, systematisch an der Durchsetzung der Grundmenschenrechte für alle palästinensischen Flüchtlinge zu arbeiten und dauerhafte Lösungen zu suchen und durchzusetzen, die mit dem internationalen Recht gemäß der UN-Resolution (GV) 194(III) vereinbar sind.

 

Kopenhagen: 6. Konferenz der Palästinenser in Europa
Oliver Hashemizade

Während in ganz Europa die Festivitäten zum 60jährigen Jubiläum der Staatsgründung Israels vorbereitet und begangen werden, bleibt ein damit eng zusammenhängendes Großereignis von den europäischen Medien vergleichsweise unbemerkt.

 

Die Tilgung der Erinnerung
Gabriel Piterberg

Bis zum heutigen Tag prägen drei grundlegende Mythen die israelische Kultur. Das ist erstens die „Negation des Exils“ (sheilat ha-galut), zweitens die „Rückkehr ins Land Israel“ (ha-shiva le-Eretz-Yisrael) und drittens die „Rückkehr in die Geschichte“ (ha-shiva la-historia). Sie sind alle unauflöslich mit der Selbstdarstellung (master-narrative) des Zionismus verbunden. Genau diese Darstellung erklärt, so Gabriel Piterberg, „wie wir dorthin kamen, wo wir jetzt sind und in welche Richtung wir uns in Zukunft entwickeln sollen.“

 

1948 Erinnerungen einer Palmach-Soldatin 
Tikva Honig-Parnass

Tikva Honig-Parnass war Palmach-Soldatin, zionistisch sozialisiert, reflektiert, nachdem ihr die Mutter 1983 die Briefe, die sie 1948 an die Eltern geschrieben hatte (und die die Mutter sorgfältig aufbewahrt hatte),  zurückgab, über ihre damalige Haltung gegenüber den „Anderen“, den Palästinensern, denen das Land gehörte. Sie ist der Auffassung, dass die Ideen, die ihre Generation prägten, keinen Platz ließen „für irgendeine Kritik am Zionismus oder seinen Führern“. Wie der Soziologe Baruch Kimmerling ist sie der Auffassung, dass das „grundlegende Merkmal der israelischen Gesellschaft das ist, dass sie eine Gesellschaft von Immigranten ist, die bis zum heutigen Tag aktiv an einem Kolonisierungsprozess teilnimmt. Diese Gesellschaft existiert nur mit Hilfe des Schwertes und hält an einem Territorium fest, das nicht das ihre ist.“

 

 

ALLGEMEINER TEIL

 

Extraordinary Renditions – Verschleppung und Folter als Programm
Heiner Busch

Die CIA entführt „Terrorverdächtige“ in eigene geheime Verhörzentren oder in Folterstaaten. Europäische Geheimdienste helfen ihr dabei.

Extraordinary Renditions: Fälle
Abdel Halim Khafagy, Murat Kurnaz, Mohammed Haydar Zammar, Khaled el Masri, Abou Elkassim Britel, Hassan Mustafa Usama Nasr (Abu Omar), Ahmed Agiza, Mohammad al-Zery, Bisher al-Rawi, Jamil al-Banna, Byniam Mohammed al-Habashi, Maher Arar, die algerischen Sechs (Bensayah Belkacem, Boudella el Hajj, Lakjmar Boumediene, Sabir Mahfour Lahmar, Mustafa Ait Idir und Mohammad Nechla).

 

Teheran/Berlin

„Business as usual“? Neokonservatives Kriegsgetrommel in Berlin
Ali Fathollah-Nejad

Während sich am ersten Mai-Wochenende 1.600 Teilnehmer an der Berliner Humboldt-Universität zum »1968-Kongress« versammelten, lud unweit davon das »Mideast Freedom Forum Berlin e.V. (MFFB)« zur sog. Internationalen Iran-Konferenz in das von einem Sicherheitsdienst geschützte, »Auditorium Friedrichstraße« ein. Mit ca. 400 Teilnehmern galt es, das Thema „Business as usual?“ Das iranische Regime, der Heilige Krieg gegen Israel und den Westen und die deutsche Reaktion“ zu debattieren. Ein Blick auf die dort gemachten Aussagen ist nicht nur deshalb angebracht, da die Presse trotz Moderatorentätigkeit einiger ihrer Vertreter kein Wort darüber verlor, sondern auch, weil es aus vielerlei Hinsicht von besonderer Relevanz ist.

 

Islam/Malaysia

Richtlinie für die Ausübung islamischer Kulthandlungen im Weltall
Nils Fischer

Malaysia hat ein nationales Weltraumprogramm gegründet und im Oktober 2007 einen Astronauten auf die Internationale Raumstation gesandt. Er ist nicht nur der erste Malaysier, sondern auch der erste praktizierende Muslim im Weltall. Deshalb organisierte die malaysische Weltraumorganisation ein Seminar über Islam und Leben im Weltraum, auf dem eine Richtlinie für die Ausübung islamischer Kulthandlungen auf der Internationalen Weltraumstation herausgegeben wurde.

 

Wirtschaftskommentar

Irans wirtschaftliche Miseren
Mohssen Massarrat

Iran ist der viertgrößte Ölexporteur der Welt und der Ölpreis steigt und steigt. Eigentlich verfügt Irans Regierung über finanzielle Rahmenbedingungen, von denen manch andere Regierungen in den Industrie- und Entwicklungsländern nur träumen können. Eigentlich hätte der iranische Präsident auch die einmalige Chance, durch schlüssige Industrieprojekte mehrere Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen und die offizielle Arbeitslosenrate von 20 % drastisch zu senken. An qualifiziertem Personal und starker Inlandsnachfrage mangelt es kaum. Er könnte parallel dazu das gesamte Sozialsystem reformieren, in benachteiligten Regionen die Industrialisierung fördern und der Landflucht in die großen Städte Einhalt gebieten. Wie kommt es aber, dass genau dies nicht geschieht sondern dass, ganz im Gegenteil, die Inflation über 20 % beträgt, die Kaufkraft der Lohn- und Gehaltsabhängigen ständig abnimmt und reiche Schichten immer reicher und arme Schichten immer ärmer werden?

 

Zeitensprung

Bremers “Demokratiekonzept” scheitert am Eingreifen Sistanis

Am 15. November 2003 gab die Coalition Provisional Authority (CPA) eine in Bagdad von den USA geführte Protektoratsregierung unter der Führung von Paul Bremer, ein Abkommen mit dem Iraqi Governing Council (IGC), der provisorischen Regierung des Irak (13. Juli 2003 bis 1. Juni 2004) bekannt. Der IGC bestand aus verschiedenen irakischen Politikern, religiösen und Stammesführern, die von der CPA ernannt wurden. Das Abkommen beinhaltete, dass der IGC eine Interimsverfassung entwickeln würde, die unter der Federführung der CPA Ende Februar 2004 verabschiedet werden sollte. Damit wäre der Weg für die Bildung einer vorläufigen nationalen Versammlung bereitet gewesen, die am 30. Juni eine Übergangsregierung hätte wählen sollen, die wiederum die volle Souveränität gehabt hätte.

 

Ex Libris                                                                                                

Werner Ruf:
Marnia Lazreg: Torture and the Twilight of Empire. From Algiers to Baghdad

Michael Bröning:
John J. Mearsheimer & Stephen M. Walt: The Israel Lobby and U.S. Foreign Policy

 

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