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28.10.2016//Der Tod des Fischhändlers Mohcine Fikri in der Hafenstadt Al Hoceima hat in Marokko eine landesweite Protestwelle ausgelöst, die auch nach mehr als einem Monat nicht vollständig zur Ruhe gekommen ist. Der 31-jährige hatte außerhalb der Saison einen Fang Schwertfische erworben, worauf er von der Fischereiaufsicht vorübergehend festgenommen wurde. Als er wieder freikam und sah, wie die wertvollen Fische in einen Müllwagen geworfen wurden, stieg er, um den Fang zu retten, selbst in den Wagen hinein – und wurde elendig zerquetscht, da in diesem Moment die Müllpresse betätigt wurde. Von wem und aus welchem Grund, bleibt trotz eines mit dem Handy aufgenommenen Videos vom Tod Fikris unklar. Örtliche Fischer warfen der Hafenbehörde systematische Willkür und Gängeleien vor. Auch sei sie verpflichtet gewesen, den Fang unter den Bedürftigen zu verteilen, statt ihn zu vernichten. Der marokkanischen Regierung kamen die an Fikris Tod anschließenden Demonstrationen gegen die „Hogra“, die Verachtung der Reichen gegenüber den Armen, die an den „arabischen Frühling“ erinnerten, alles andere als gelegen, stand doch der Klimagipfel Cop-22 in Marrakesch unmittelbar bevor. Doch ihre Beruhigungsversuche fielen wenig überzeugend aus: So ließ sich der Innenminister bei der Familie Fikris beim Gebet ablichten, was unüblich ist und als Heuchelei empfunden wurde. Die Verhaftung des Beamten, der die Konfiszierung angeordnet hatte, wurde als „Bauernopfer“ empfunden. Beklagt wurde die in Marokko übliche Rentenwirtschaft und Korruption, nach der Günstlinge der Monarchie mit Lizenzen für Unternehmen belohnt werden, während ehrliches Engagement nach besten Kräften behindert wird und einfache Arbeiter nicht wissen, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollen. Fischereiminister Aziz Akhannouch ist einer der reichsten Männer des Landes. Nach Angaben von „Forbes“ hat der Milliardär in seinem ersten Jahr als Minister 300 Millionen Dollar an Vermögen hinzugewonnen.