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21.06.2017  Frage: „Nach nun sechs Jahren: Haben sie erwartet, dass Bashar al-Asad immer noch an der Macht ist, nach all dem, was in Syrien passiert ist?

Antwort: Ende 2013 dachte ich, dass dieser Abnutzungskrieg zu hart für das Regime ist, und dass es einen Deal anstreben wird. Einige werden um Vergebung bitten und gehen nach Algerien, Russland oder Kuba. Ein Koalitionskabinett wird zusammengestellt und weil die syrische Armee zu schwach ist, wird das Regime sich retten wollen und überlässt den Rest der Asad- und Makhluffamilie.

Frage: Haben sie wirklich gedacht, dass das Regime sein Ende verhandeln wird?

Antwort: Ja. Das war mein größter politischer Fehler. Ich habe nicht erwartet, dass Iran und Hizbullah Tausende von Kämpfern schicken. Ich habe nicht erwartet, dass Hizbullah seine Reputation in der arabischen Welt für al-Asad opfert […]. Al-Asad hat gewonnen. Er ist ein Sieger, zumindest denkt er das. Vielleicht wird er in 10 Jahren das ganze Land zurückerobern. […] Früher oder später wird er dann auch Idlib einnehmen. Die Russen werden ihm dabei helfen. Das Regime wird nach Qamishli marschieren und einen Deal mit Iran und der Türkei abschließen, um die Kurden zu zerstören.
Frage: Was ist dann mit den Amerikanern? Werden sie nicht die Kurden beschützen?
Antwort: Denken Sie, die Amerikaner werden in Qamishli kämpfen?
Frage: Die Amerikaner unterstützen doch die Kurden bei der Befreiung von Raqqa?!
Antwort: Haben Sie gehört, dass ein US-Politikverantwortlicher oder ein Statement der Administration erwähnt, man werde Westkurdistan nach der Niederlage von ISIS verteidigen?
Frage: Nein, aber was wollen Sie damit sagen?
Antwort: […] Sie werden die Kurden nicht gegen Asads Streitkräfte verteidigen.
Frage: Also benutzen die USA die Kurden nur, um Raqqa von ISIS zu befreien?

Antwort: Ja. Aus diesem Grund glaube ich, dass das, was wir mit den Kurden anstellen nicht nur politisch engstirnig ist, nein es ist auch unmoralisch. […] Die syrischen Kurden begehen den größten Fehler, weil sie den Amerikanern vertrauen.
Auszüge aus dem Interview der saudischen Tageszeitung Asharq al-Awsat (GB) mit dem letzten US-Botschafter in Damaskus, Robert Ford. (Quelle: mideastwire.com)